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Press Release
PRESSEMITTEILUNG
Kopenhagen/Genf/Brüssel, 12. Mai 2003
Europas Fortschritt auf dem Gebiet des Umweltschutzes durch nicht nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten gefährdet
Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich die Umweltsituation in Europa in verschiedener Hinsicht verbessert, aber viele der Fortschritte dürften durch das Wirtschaftswachstum wieder zunichte gemacht werden, wenn die Regierungen jetzt nicht bedeutende Schritte zur Entkopplung der Umweltbelastungen von der Wirtschaftstätigkeit unternehmen.
Dies ist eine der Hauptaussagen des neuesten Berichts über die Umwelt in Europa, der heute von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlicht wurde.
Die Umwelt in Europa: Der Dritte Lagebericht wurde für die Ministerkonferenz "Umwelt für Europa" ausgearbeitet, die vom 21. bis 23. Mai unter der Schirmherrschaft der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UNECE) in Kiew (Ukraine) stattfindet. Die beiden vorhergehenden Berichte der Umweltagentur waren 1995 und 1998 anlässlich der Konferenzen in Sofia (Bulgarien) und in Aarhus (Dänemark) veröffentlicht worden.
Der neue Bericht befasst sich mit insgesamt 52 Ländern, darunter zum ersten Mal auch die gesamte Russische Föderation und die elf anderen osteuropäischen, kaukasischen und zentralasiatischen Staaten (EECCA).
Er zeigt auf, dass die meisten Fortschritte zur Verbesserung der Umweltqualität weiterhin aufgrund von Reparaturmaßnahmen zur Begrenzung der Umweltverschmutzung erzielt werden oder eine Folge der wirtschaftlichen Rezession und Umstrukturierung in vielen Teilen Europas sind.
"Wir wissen aus der Vergangenheit, dass diese Gewinne wieder verloren gehen, wenn das Wirtschaftswachstum weiterhin auf den immer noch vorherrschenden traditionellen, umweltschädlichen Aktivitäten und nicht den nachhaltigeren, ökologisch effizienten Alternativen beruht," sagte der stellvertretender Exekutivdirektor der EUA, Gordon McInnes.
Er fügte hinzu: "Dies stellt für die EU-Beitrittsländer und die EECCA-Staaten ein besonderes Risiko dar, da große Teile des produzierenden Gewerbes von Westeuropa und anderen Teilen der Welt in diese Länder verlagert wurden."
Der Bericht unterstreicht die großen Unterschiede des Umweltzustandes zwischen und innerhalb der verschiedenen regionalen Gruppierungen und bestätigt zugleich, dass sachgerecht entwickelte und umgesetzte Umweltpolitiken in verschiedenen Bereichen zu bedeutsamen Verbesserungen und zu niedrigeren Belastungen der Umwelt geführt haben.
In Europa konnten z.B. erhebliche Reduktionen bei der Emission von ozonabbauenden Stoffen in die Atmosphäre verzeichnet werden. Der Rückgang der Emissionen von säurebildenden Stoffen in die Luft und die Reduzierung von Gewässerbelastungen aus lokalen Quellen -- z.B. Fabriken -- hat im allgemeinen die Qualität der beiden Umweltmedien verbessert. Die Sicherung von Habitaten biologisch wichtiger Pflanzen- und Tierarten hat zu einer gewissen Verbesserung ihrer Lage geführt.
Hingegen sind Umweltpolitiken mit dem Ziel der Abfallvermeidung nicht wesentlich vorangekommen, und die Belastungen nehmen für einige natürliche Ressourcen, insbesondere Fischbestände, Oberboden und Land, weiterhin zu. Wasserverunreinigungen aus diffusen Quellen wie etwa aus der Landwirtschaft sind weiterhin ein Problem.
Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel seit dem Beginn der 90er Jahre -- Westeuropa begann, sich in eine eher dienstleistungsorientierte Gesellschaft zu verwandeln, und die osteuropäischen Länder bewegten sich, wenn auch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, auf eine Marktwirtschaft zu - führte in einigen Bereichen zu Umweltverbesserungen, in anderen aber auch zu Verschlechterungen.
Insgesamt gesehen haben sich in Europa die Emissionen von Treibhausgasen verringert. In Mittel- und Osteuropa und den EECCA wurden die Wasserreserven von Landwirtschaft und Industrie weniger belastet. In diesen Ländern war die wirtschaftliche Umstrukturierung auch die wichtigste Ursache der Reduzierungen von Luftschadstoffemissionen.
Ein negativer Aspekt ist die fortschreitende Einstellung der Landbewirtschaftung aufgrund wirtschaftlicher Umstrukturierungen in Mittel- und Osteuropa und den EECCA sowie die daraus resultierende Bedrohung der biologischen Vielfalt. Aufgrund des Wirtschaftswachstums ist es für viele westeuropäische Ländern schwieriger, ihre nationalen Vorgaben für die Begrenzung der Treibhausgasemissionen einzuhalten.
Die Entwicklung der Städte und der Verkehrsinfrastruktur führt zum Verlust großer landwirtschaftlicher Nutzflächen und vielerorts zur Zersplitterung der Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten.. Außerdem sind die natürlichen Meeresressourcen durch Überfischung bedroht.
Da die Umweltverbesserungen in diesen Bereichen hauptsächlich von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängen, sind viele Fortschritte angesichts des kontinuierlichen bzw. erneuten wirtschaftlichen Wachstums aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von Dauer. Zugleich dürften sich viele negative Auswirkungen noch verschärfen.
Dieser Trend ist im Verkehrssektor bereits offensichtlich, wo sich eine deutliche Verlagerung von eher umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zur Straße und dem Luftverkehr vollzieht, was zu höherem Energieverbrauch und mehr Treibhausgasemissionen führt.
Die menschliche Gesundheit ist weiterhin durch eine Reihe umweltbedingter Faktoren bedroht. In Europa wird immer mehr gefährlicher Abfall produziert. In der gesamten Region gibt die Trinkwasserqualität weiterhin Anlass zur Sorge, und die Exposition gegenüber Schwebstoffen stellt aufgrund der gegenwärtigen Luftverschmutzung in den westeuropäischen Städten die größte Gesundheitsgefahr dar.
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Formulierung und Umsetzung von Politiken unter voller Berücksichtigung von Umweltbelangen beschleunigt werden muss, wenn Europa einen angemessenen Schutz seiner Umwelt gewährleisten will und der Übergang zu einer nachhaltigeren Entwicklung gelingen soll.
Herr McInnes sagte: "Die EU-Strategie für eine nachhaltige Entwicklung ist ein Schritt in die richtige Richtung, die besser gestellten EU-Mitgliedstaaten müssen aber aktiver Maßnahmen ergreifen, wenn sie in Umweltangelegenheiten glaubwürdig bleiben wollen."
"Am meisten fehlt es an einem Rahmen für die Entscheidungsfindung, der die konkurrierenden, aber oft auch komplementären Wirtschafts-, Sozial- und Umweltbelange angemessen berücksichtigt. Die verschiedenen Initiativen zur regionalen Zusammenarbeit bei der Energieversorgung in Europa sind ein gutes Beispiel für die Anwendung eines solchen Rahmens," fügte er hinzu.
Eine Zusammenfassung (unter Sperrfrist) kann
bereits jetzt unter
http://reports.eea.europa.eu/environmental_assessment_report_2003_10-sum
heruntergeladen werden.
Der volle Bericht kann nach Ablauf der Sperrfrist unter der Adresse
http://reports.eea.europa.eu/environmental_assessment_report_2003_10
abgerufen werden.
Hinweise zur Redaktion
Über die EUA
Die Europäische Umweltagentur ist die Hauptinformationsquelle der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten für die Entwicklung von Umweltpolitiken. Die Agentur setzt ihre Bemühungen daran, durch die rechtzeitige Bereitstellung von sachdienlichen und zuverlässigen themenspezifischen Informationen für Entscheidungsträger und für die breite Öffentlichkeit eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und zu einer deutlichen, messbaren Verbesserung in der Umwelt Europas beizutragen. Die EUA wurde im Jahre 1990 von der EU in Kopenhagen eingerichtet und hat seit 1994 ihre Tätigkeit aufgenommen; sie ist der zentrale Knotenpunkt des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (EIONET), eines Netzes von etwa 300 Einrichtungen in ganz Europa, mit deren Hilfe sie umweltbezogene Daten und Informationen sammelt und verbreitet.
Die Agentur, die allen Nationen mit der gleichen Zielsetzung offen steht, hat gegenwärtig 31 Mitgliedsländer. Dies sind die 15 EU-Mitgliedstaaten sowie Island, Norwegen und Liechtenstein, die Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraums sind; ferner die 13 Beitrittsländer und Kandidatenländer, nämlich Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, Slowenien, die Slowakische Republik, die Tschechische Republik, die Türkei (seit diesem Monat), Ungarn und Zypern . Die EUA hat als erste Einrichtung der EU Beitrittsländer aufgenommen. Auch werden mit der Schweiz Verhandlungen über eine EUA-Mitgliedschaft geführt.
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